Stiftungsgründer

Rudolf Lorch, geboren und aufgewachsen in Nürtingen, (04.12.1930 – 10.08.2017),
Else Lorch geb. Gomeringer, geboren in Messtetten, (09.10.1927 – 21.06.2016).
Rudolf Lorch fand nach seiner ersten Ausbildung zum Schreiner eine Anstellung bei der Behindertenhilfe / Diakonie in Stetten im Remstal. Hier lernte er seine spätere Frau Else kennen, die dort als Hauswirtschafterin tätig war. Nach ihrer Heirat mussten sie die Heimstätte verlassen, da es damals nicht möglich war, als Ehepaar beim selben Arbeitgeber angestellt zu sein. 
Daraufhin fanden beide eine Stelle in einer Behindertenwerkstatt in Calw-Stammheim.
1961 wurde ihr einziger Sohn Gotthilf mit einer stark ausgeprägten Conterganschädigung geboren.
Dies war für Rudolf und Else Lorch der Ausschlag, ihr ganzes Berufs- und Freizeitleben auf Menschen mit Behinderung einzustellen, so dass neben der starken Betroffenheit aufgrund der körperlichen Beeinträchtigung ihres Sohnes keine große Resignation im Vordergrund stand, sondern im Gegenteil, viel Motivation ausgelöst wurde bis hin zur Gründung der Stiftung.  So zogen sie in eine Wohnung im Wohnheim für Behinderte des „Körperbehindertenzentrums Oberschwaben“ (KBZO) in Weingarten.  Gotthilf konnte dadurch problemlos in die gegenüberliegende Schule gebracht werden.  
Ein Studium zum Katecheten auf der Karlshöhe in Ludwigsburg ermöglichte es nun Rudolf Lorch, an der Schule des KBZO in Weingarten zu unterrichten. Beide Eltern setzten sich fortwährend in Schule und Freizeit (z.B. durch die Begleitung von Behinderten bei Freizeiten) für ihren Sohn und andere Behinderte in Weingarten ein.
Außerdem versuchten sie ihrem Sohn Gotthilf, trotz seiner großen körperlichen Einschränkung, ein möglichst „normales“ Leben zu ermöglichen. Unter anderem baute Rudolf Lorch verschiedene fahrbare Bretter, auf denen Gotthilf bäuchlings selbstständig unterwegs sein konnte (auch außerhalb Wohnung und Schule).  Durch einen hochtechnisierten elektrischen Rollstuhl wurde er zunehmend selbstständiger, so dass er an der FH in Weingarten Sozialpädagogik studieren konnte.
Das Ehepaar Rudolf und Else Lorch gründeten am 20.10.1995 die Stiftung „Behinderten- und Altenhilfe Weingarten“ mit dem Ziel, ihren Sohn später bei der Stiftung als Sozialarbeiter einzustellen. Tatsächlich war Gotthilf ab dem 01.07.2001 bis zu seinem plötzlichen Tod am 20.05.2019 bei der Stiftung angestellt. Als Stiftungskapital brachte das Ehepaar Lorch zunächst 120.000,- DM ein. Im Laufe der Jahre tätigten sie immer wieder Zustiftungen. Heute (Stand 2020) umfasst das Stiftungsvermögen (Grundstock der Stiftung) zwei Reihenhäuser in Nürtingen (das elterliche Gebäude von Rudolf Lorch und das später von ihm hinzuerworbene angrenzende Gebäude) sowie Bargeld und Finanzbeteiligungen in Höhe von ca. 656.000,- €. Hieraus fließen der Stiftung jährlich ca. 20.000,- € an Miet- und Zinserträgen zu, die für die Erfüllung satzungsgemäßer Zwecke zur Verfügung stehen.
Else Lorch ist im Juni 2016 und Rudolf Lorch ist im August 2017 verstorben. Sie sind beide auf dem Marienfriedhof in Weingarten beerdigt.
 
Gotthilf Lorch
Die Stiftungsgründung ermöglichte es Gotthilf, dort als Sozialarbeiter angestellt zu werden. Dadurch konnte er zum einen seinen beruflichen Traum, (behinderte) Menschen zu beraten, die sich für ein selbstständiges Leben entschieden haben, verwirklichen. Zum anderen war dadurch aber auch seine finanzielle Absicherung gewährleistet, nachdem es für ihn sehr schwierig war auf den allgemeinen Arbeitsmarkt eine passende Arbeitsstelle zu finden und außerdem die Contergan-Rente anfänglich viel zu gering war, um davon den Lebensunterhalt bestreiten zu können. 
Einen weiteren großen Schritt in die Selbstständigkeit erreichte er mittels eines eigens für ihn umgebauten Transits. Samt großem Anhänger fuhr er so sogar viele Male bis nach Rumänien, um dort mit Hilfsgütern (Rollstühle, Rollatoren, Toilettenstühle, Gehstöcke) körperlich eingeschränkte Personen zu unterstützen. 
In Rumänien lernte er auch seine spätere Frau Aniṭa kennen. Sie haben am 25.01.2002 in Tübingen in der Adventistengemeinde geheiratet.
Gotthilf Lorch war nach seinem Studium zuerst bei der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, danach bei CeBeeF Tübingen und bis zu seinem plötzlichen Tod am 20.05.2019 bei der Stiftung Behinderten- und Altenhilfe Weingarten angestellt. Sein Leben, seine Tätigkeit und die von ihm angebotene Hilfen der Stiftung für Behinderte sind durch Gotthilf Lorch ausführlich beschrieben. 
Außerdem war Gotthilf seit seiner Selbstständigkeit immer politisch aktiv, dabei auch mehrere Jahre als Stadtrat für die Linken in Tübingen.  Lesenswerte Nachrufe zeugen von seinem unermüdlichen Engagement, vor allem für behindertengerechte Umsetzungen bei der öffentlichen Gestaltung und der generellen Chancengleichheit trotz Behinderung.